PETITE MAMAN wurde bereits auf diesem Blog besprochen (Link). In diesem Artikel soll auf einige Aspekte in Bezug auf das Thema des aktuellen Filmzyklus „Back to the Family“ genauer eingegangen werden. 

In PETITE MAMAN ist die im Fokus stehende Mutter-Tochter-Beziehung fast schwesterlich. Tatsächlich werden Nelly und die junge Marion von den Zwillingsschwestern Joséphine und Gabrielle Sanz gespielt. Sie begegnen sich mit kindlicher Sehnsucht und Fantasie. Beide durchleben eine emotional schwierige Zeit und freuen sich über die seltsame Vertrautheit mit dem eigentlich unbekannten anderen Mädchen, sodass sie die Basis ihrer Begegnung gar nicht hinterfragen. Thematisch und bildlich folgt PETITE MAMAN stets der kindlichen Perspektive Nellys, bewegt sich wortwörtlich auf ihrer Augenhöhe.

Ähnlich wie bei AFTERSUN steckt eine schwere Trauer fest zwischen den Generationen. Gewissermaßen ist Marion in einer vergleichbaren Position wie Sophie. Sie leidet als Erwachsene unter dem Verlust ihrer Mutter, kann sich diesen als Kind kaum vorstellen. Doch hier gibt es eine dritte Generation, die diesen Film führt. Marions Tochter Nelly weiß nicht wie sie mit ihrer trauenden, sich zurückziehenden Mutter umgehen soll. Dann trifft sie ihrer jüngeren Version, Marion in Nellys Alter.

Die skurrile Konstruktion der Zeitschleife gibt Nelly die einmalige Chance, ihrer Mutter im eigenen kindlichen Alter zu begegnen. Die Verbindung, die sich nun zwischen ihnen schließt, ist kaum beschreibbar und unheimlich wertvoll für ihr zukünftiges Verständnis füreinander. Mutter und Tochter teilen nun eine besondere Nähe, ausgelöst von einem emotional bedeutsamen Ort. Das Haus in dem Marion aufgewachsen ist, hat nicht nur metaphorisch den Geist ihrer Vergangenheit gespeichert, sondern öffnet Nelly sogar einen direkten Durchgang dahin. Die Örtlichkeit bestimmt die Beziehung zwischen Eltern und Kindern und die Erinnerung also entscheidend mit.