Back to the Family: LETTER TO MY MOTHER FOR MY SON (SP 2022, R: Carla Simón)

Filmreihe „Back to the Family“

Carla Simons 25-minütiger persönlicher Experimentalfilm ist eine Hommage an ihre Mutter. Selbst schwanger mit ihrem ersten Kind, begibt sie sich auf eine emotionale Familienreflexion und imaginiert für ihren Sohn die Geschichte ihrer Mutter, die sie selbst nie erfahren hat. Die handgeschriebenen Sätze des Briefes erscheinen nach und nach auf einem bewegtem Stoffhintergrund.

Im Stile eines Home Videos begegnen wir nacheinander verschiedenen Familienmitgliedern, die sich alle in Vorbereitungen befinden, das neue Baby bald zu empfangen. Die auf Super-8-Material gedrehten Aufnahmen der lächelnden Väter, Tanten und Großeltern, unterlegt mit der jeweils von ihnen aus dem Off zitierten Versen über einen Schmetterling, entfalten eine ruhige, fast meditative Atmosphäre. Dieser Film strahlt eine warme Liebe aus. In dieser liegt auch die Motivation für die Annäherung an die unerreichbare Mutter. Ihre tatsächliche Geschichte oder die Ursache ihrer Abwesenheit erfahren wir nicht. Carla möchte sich ihr nahe fühlen, stellt nackte Posen und Fotos ihrer Mutter nach, als diese selbst hochschwanger war. Dann beginnt sie die Geschichte ihrer Mutter zu erfinden, um sie so ihrem Sohn vorstellen zu können.

Wir begegnen der Mutter in verschiedenen Etappen ihres Lebens – als junges Kind, als Jugendliche, junge Erwachsene. Wir folgen ihr während sie streifend ihren Weg finden in einzelnen Situationen. Als letztes steht eine ältere Frau auf der Veranda eines Hauses auf einem kleinen Berg an der Küste. Carla selbst, in ihrem schwangeren Zustand, begegnet lächelnd ihrem Blick. Sie klettert zu ihr hoch, muss sich einer physischen Herausforderung stellen, um ihre Mutter zu erreichen und ihre große Sehnsucht zu stillen. Die beiden Frauen trinken zusammen Tee „zur Entspannung“, wie sie sagen. Es ist ein herzlicher Moment und der emotionale Höhepunkt des Films.

Dann liegt Carla in den Wehen. Wir hören sie nicht, aber sehen den Stress in ihrem Gesicht. Zwischen diese Bilder sind Feuerwerksaufnahmen geschnitten. Die Geburt erscheint als emotionale Explosion. Und dann sehen wir die imaginierten Mutterfiguren der unterschiedlichen Altersstufen nebeneinander am Strand in Flammen stehen. Die Begrüßung des neuen Lebens geht mit dem Abschied von der Illusion der Vergangenheit einher. Die Mutter, die sie in einer Briefpassage als Motivation für ihr Filmemachen beschrieben hat, ist für sie physisch unerreichbar geworden. Aber mit Fantasie und Liebe ist vieles möglich, sodass Carla den Brief und den Film abschließt mit einer „dicken Umarmung von deiner Tochter“.

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