Filmreihe „Back to the Family“
Unverkennbar wurde diese Filmreihe in Referenz zu BACK TO THE FUTURE benannt. Der Film ist nicht unbedingt der für das Thema interessanteste oder am besten dazu passende, bringt aber Aspekte, denen wir bei den anderen Filmen eher als theoretische Spielerei begegnet sind, ziemliche direkt auf den Punkt. Auch hier gibt es Verschiebungen von Perspektiven und eine daraus folgende Annäherung, doch während die erwachsen gewordenen Kinder in AFTERSUN, LETTER TO MY MOTHER FOR MY SON und DER SPIEGEL versuchen sich gedanklich in jüngere Versionen ihrer Eltern hineinzuversetzen, begegnet Marty tatsächlich und ziemlich ausführlich seinen Eltern im eigenen Alter. Die entstehende Intimität, die sich andere Protagonisten wünschen, wird ihm bereits zu viel.
Die Familie ist hier allerdings nicht das einzige zentrale Thema, sondern eher ein (folgenreicher) Aspekt von Martys Coming-Of-Age Geschichte. Dieser eigentlich natürliche Prozess, den alle Jugendlichen durchlaufen, erhält im Science-Fiction-Drama einen fantastisch-futuristischen Anstrich. Die Erkenntnis, eigene Eltern nicht nur in ihrer Rolle, sondern auch als Individuen, die selbst einmal jung waren, zu verstehen, kommt ihm durch die gegebenen Umstände vielleicht etwas früher als anderen.
Marty reist aus dem Jahr seiner Jugend 1985 mit einem zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean dreißig Jahre zurück in die Jugend seiner Eltern im Jahr 1955. Als er sich mit diesen anfreundet, ist es eine Begegnung auf Augenhöhe, wobei der heimliche Sohn eine versteckte Überlegenheit durch seinen Wissensvorsprung hat. Als er das erste Treffen seiner Eltern versehentlich verhindert und sich seine Mutter daher stattdessen beginnt in ihren eigenen Sohn zu verlieben, muss Marty das verhindern. Er wird zum Matchmaker für seine Eltern, um die eigene zukünftige Geburt sicherzustellen. Dabei kann er beiden auf einer freundschaftlichen Ebene begegnen, was viele Überraschungen bereithält. Dies ist ein persönlicher Weg, den er allein gehen muss. Doc Brown, Martys Sidekick kann ihm bei der Annäherung der Eltern kaum helfen. Er sorgt für die äußeren Bedingungen, ermöglicht es, dass Marty nach erfolgreicher Reparatur der Beziehung seiner Eltern wieder zurück in die Zukunft reisen kann. Die Verkupplung von George und Lorraine ist dagegen nur Martys Mission.
Interessant in der Darstellung der Familienkonstellation in BACK TO THE FUTURE ist auch, dass die Geschwister zwar vorkommen, aber in Statistenrollen verhaften. Marty hat ein Bild von sich mit den beiden anderen auf seiner Reise dabei. Das Foto taucht immer wieder als Maßstab der drohenden Katastrophe auf, bei dem die Geschwister als Zwischenschritte fungieren. Nach und nach beginnen sich ihre Schemen aufzulösen. Während Marty als letztes von der potentiellen Vernichtung ergriffen wird, sind die schwindenden Abbilder von Bruder und Schwester als Warnung und Druckmittel für ihn da. Darauf scheint sich ihre narrative Funktion zu beschränken. Bis Marty es dann tatsächlich schafft, in die Zukunft zurückzukehren, die zu einem Hoffnungsort geworden ist. Hier sind die beiden nun deutlich erfolgreicheren und selbstsichereren Geschwister ein Zeugnis seiner Veränderungen in der Vergangenheit. Neben den verbesserten beruflichen Situationen von Martys engsten Verwandten, hat sich die „Zukunft“, seine eigentliche Gegenwart, auch zu einem Ort der verbesserten Beziehungen entwickelt. Die Familie ist enger zusammengerückt und scheint nun ein deutlich harmonischeres Verhältnis zu pflegen. Diese Entwicklung ist als Folge von Martys neuerlichen, besseren Verständnis seiner Eltern zu deuten.

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